Polnisch-deutsches Interviewprojekt
gefördert von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft
2011 und 2012 habe ich mich mit der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik in Polen beschäftigt. Nach der Annexion Westpolens 1939 vertrieben die Deutschen dort die ansässige polnische Bevölkerung, um Platz zu schaffen für die Ansiedlung deutschsprachiger Minderheiten aus Ost- und Ostmitteleuropa. Als „Mustergau“ der Germanisierungspolitik galt die Region um Poznań, Kalisz und bald auch Łódź – der „Reichsgau Wartheland“. Hierhin wurden große Gruppen von deutschstämmigen Umgesiedelten gelenkt.
In den Interviews, die ich mit einem polnischen Kollegen der Stiftung Zentrum Karta durchführte, fragten wir Zeitzeug*innen, welche Erinnerungen sie an die Umsiedlungen und Vertreibungen besaßen. Wie sprachen die betroffenen Gruppen in der Nachkriegszeit über ihre Erlebnisse? Fanden ihre Erzählungen Eingang in die Erinnerungskulturen oder wurden sie marginalisiert?